Jeder hat sein eigenes Ding, denke ich immer. Die Geschmäcker und die Fetische sind verschieden und das ist gut so. Die Welt ist ein verrückter Ort und sie wäre so langweilig ohne „Geeks“.
Die meisten Menschen werden von Hintern, Brüsten, Bauchmuskeln, Berührungen, nackten Körpern, dem Verzehr von Schokolade, Porno / Pornovideos usw. erregt. Andere werden von Bäumen, Wind oder Autos geil.
Kennen Sie diese Fetische?
Menophilie
Wenn Sie durch den Geruch oder Geschmack einer Frau während ihrer Periode erregt werden. Das ist, was wir einen echten Piraten nennen….
Oculolinctus
Wenn Sie ganz heiß werden, wenn Sie jemandem den Augapfel lecken oder ihn Ihren Augapfel lecken lassen.
Mechanophilie
Wenn man von Maschinen richtig geil werden kann. Besonders Autos sind bei diesen Fetischisten beliebt.
Dendrophilie
Sie fühlen sich Sexuell zu Bäumen hingezogen, aber das muss sich nicht immer in Sex ausdrücken. Das ist auch ein bisschen knifflig. Baumumarmer bekommt eine neue Bedeutung.
Eproktophilie
Wenn Sie bei einem Date mit jemandem, der eproktophil ist, einen „fahren“ lassen, ist das keine große Sache. Er oder sie wird Ihre Fürze extrem geil finden.
Forniaphilie
In ein Möbelstück verwandelt werden, vorzugsweise mit jemandem, der auf Ihnen sitzt. Dieser Fetisch ist eine Form von BDSM.
WAM Fetische (Wett and Messy)
Wenn man sich lieber eine Torte über den ganzen Körper schmiert, als sie in den Mund zu stecken. Auch Sploshing genannt. Sploshers sind aufgeregt, wenn sie sich mit Kuchen, Joghurt, Erdnussbutter, Honig und mehr von dieser Art von Lebensmitteln einreiben.
Wie viel „Fetisch“ steckt in uns?
- Musik *
Ich bin hier auf der Fetisch-Messe
in Berlin, offensichtlich.
Hier gibt es
ganz viele Fetisch-Sachen.
Das ist sozusagen
meine erste Anlaufstelle,
mein erster Berührungspunkt,
um mit Leuten in’s Gespräch zu kommen.
Mich interessiert, wie viel Fetisch
in jedem von uns steckt.
Vielleicht hab ich ’nen Fetisch
und weiß es nur noch nicht.
- Musik *
Darf ich fragen, was du als
deinen Fetisch bezeichnen würdest?
Puh, tatsächlich habe ich mir über
’ne Benennung nie Gedanken gemacht.
Immer so ein bisschen reinschnuppern
und gucken: Gefällt mir das?
Oder ist das was, wo ich sage:
Okay, ich hab mal geguckt,
aber jetzt möchte ich vielleicht
doch lieber wieder zurückweichen.
Ich glaub‘,
das ist was, was wertvoll ist,
wenn man neugierig bleibt und guckt,
und nicht von vornherein sagt:
Das ist krank, das finde ich blöd.
Ich hab‘ vorher mich zur Recherche
bei FetLife.com angemeldet,
das ist sozusagen
das größte Fetisch-Netzwerk,
wo sich eigentlich alle tummeln,
die sich zum Thema Fetisch
austauschen wollen.
Da habe ich mich
vor ein paar Wochen angemeldet,
einfach um mit ein paar Leuten zu
schreiben, in die Welt einzutauchen.
Es wollte sich fast
niemand mit mir treffen,
weil das ein sehr intimes Thema ist.
Zwei Leute wollen sich
aber doch mit mir treffen,
einmal Marvin,
den treffe ich jetzt.
Der ist Petplayer und organisiert
den Petplayerstammtisch in Berlin.
Hi Marvin. – Hey Cecilia, grüß‘ dich,
schön, dich kennenzulernen.
Ja, cool, dass das geklappt hat.
- Ja, gerne.
Was kann ich mir darunter vorstellen?
Petplay ist an sich
’ne Art Rollenspiel,
wo es einfach darauf ankommt,
dass einer der beteiligten Personen
in die Rolle eines Tieres schlüpft
und dann eben diese typische
Tier-Mensch-Dynamik dabei entsteht.
Meine Rolle ist ’ne Pferderolle.
Ich habe mir dann auch quasi einen
eigenen Charakter dafür erschaffen,
der dann
für die Zeitdauer des Spiels,
wo ich das dann
mit meinem Schatz zusammen mache,
meine Rolle ist, in der ich dann bin.
Du hast mir auch Bilder geschickt.
Ich find‘ die Bilder
sehr ästhetisch, muss ich sagen.
Ich hab‘ sie mir vorher mal angesehen.
Für mich hat das auch
überhaupt nichts Schmuddeliges
oder so, oder Sexuelles.
Das sind einfach sehr schöne Bilder,
find‘ ich.
Das ist so ein bisschen
eine andere Ästhetik,
die ich da versuche
mit auszubringen.
Gar nicht mal so sehr ins Sexuelle,
sondern eher ins Erotische rein.
Und das finde ich ansprechend.
Hast du das Gefühl,
dass du offen damit umgehen kannst?
Oder erfährst du auch viel Ablehnung?
- Eigentlich überhaupt nicht.
Sagen wir es so, ich spring
den Leuten damit nicht in’s Gesicht.
Das heißt, ich renne
jetzt nicht durch die Gegend
oder renne in diesem Kostüm
durch die Stadt, durch die Altstadt,
nur weil es geht
oder um zu provozieren,
aber wenn mich jemand fragt
oder Bilder von mir sieht
und mich drauf anspricht,
habe ich kein Problem, das zu sagen.
Das sieht für den Außenstehenden
komisch oder vielleicht albern aus,
das ist alles aber
nur eine Frage des Standpunktes.
Weil Nordic Walking
sieht auch albern aus
oder rhythmische Sportgymnastik.
Es ist immer nur ’ne Frage, wie man
für sich selber mit dem Thema umgeht.
Ich überlege gerade so, es war echt
super krass und beeindruckend,
wie offen Marvin
mit dem Thema umgeht.
Also, er stellt sich
einfach da hin und erzählt uns
mit seinem Gesicht in die Kamera:
Darauf stehe ich, ich bin Petplayer.
Ich persönlich
hätte voll die Skrupel,
einfach jemandem Fremdes zu
erzählen, worauf ich stehe und warum.
Marvin trägt dazu bei, dass wir uns
noch ein bisschen lockerer machen
und über Sex reden können.
Ich geh‘ jetzt wieder rein
und rede weiter über Sex.
- Musik *
Jetzt hat der David
mir gerade geschrieben,
den hab‘ ich auch im Laufe
der Recherche kennengelernt,
und er hat eingewilligt, dass wir
uns treffen hier auf der Messe.
Wir haben uns verabredet.
Den such‘ ich jetzt mal.
Hi. – Hi, ich bin Cecilia.
Geht’s gut? – Ja, alles super.
Was würdest du
denn sagen ist dein Fetisch?
Oder würdest du überhaupt sagen,
dass du ’nen Fetisch hast?
Ich glaube,
ich hab einen Material-Fetisch,
der jetzt nicht unbedingt
eine sexuelle Steigerung bedeutet.
Ich glaube, das hat so was
mit Selbstliebe zu tun. – Okay.
Also, ich ziehe mich ja so an,
um mich selbst gut zu fühlen.
Ohne dass ich mich jetzt
in ein Latexkostüm zwänge
und mich zu Hause alleine befriedigen
würde, das hat für mich keinen Reiz.
Aber so rein ästhetisch und visuell
finde ich alles
was glänzt ziemlich geil.
Also auch sowas hier?
- Da reagier‘ ich schnell drauf.
Genau. Der Witz ist halt,
ich hab irgendwann mal angefangen
Latex zu tragen.
Es ist eine ganz andere Erfahrung
das zu tragen als es sich anzugucken.
Bei Pornos oder so taucht
das ja immer mal wieder auf,
also Leder, Latex, Bondage, Shibari, also all
die ganzen verschiedenen Sachen.
Und ich glaub‘ durch Pornos
bin ich das erste Mal
in Berührung damit gekommen.
Und dann schwul ausgehen,
da kommste auch nicht darum herum.
Alle haben das irgendwie
entdeckt durch Pornos,
durch Sachen, die sie irgendwo
gesehen haben oder so,
also sie sind da jetzt
nicht von selbst drauf gekommen.
Richtig, ja klar, es wird eine Art
Verlangen oder ein Begehren erzeugt,
das du vielleicht
vorher gar nicht hattest.
Also, meine Eltern haben mich
glaube ich mit neun Jahren das erste Mal
auf den Christopher Street Day
in Hamburg mitgenommen.
Ich glaube, es sind
verschiedene Medien, die dazu führen,
dass eine Abneigung
oder ein Interesse dafür entsteht.
Gut, dann vielen Dank für
das Gespräch. – Ja, hat mich gefreut.
Noch viel Spaß hier.
- Danke, euch auch.
Ich bin heute Abend eingeladen
auf ’ne Party von Flo.
Ich darf ihn dort besuchen
und mit ihm zusammen erkunden,
wie es so ist,
einen Fetisch auszuleben
und auf so ’ne Party zu gehen.
Ich bin sehr gespannt.
- Musik *
Let’s go.
Hier sind wir im Hauptteil,
Tanzfläche.
Du musst dir vorstellen,
was hier dann abgeht.
Dann schön die Pornos noch…
- Musik *
Und was würdest du
so als deinen Fetisch bezeichnen?
Puh, einige, würde ich sagen.
Schuhe und Füße, das gehört auf jeden
Fall ganz vorne mit dabei. – Ja.
Das ist zum Beispiel einer.
Jetzt kommen wir in den etwas
härteren Bereich, den SM-Bereich.
Dass es auch so ein Keller ist,
ganz klassisch.
Hier wäre die kleine Fick-Ecke.
Relativ übersichtlich gehalten.
Hier gibt es auch noch Pornovideos.
Das liebe ich,
diese Ausgeliefertheit.
Ah! Schön.
Da brauche ich
gar nicht so viel erklären.
Ne, ich glaube,
das erklärt sich von selbst.
Das ist auch schön.
- Das ist keine Liebesschaukel?
Eigentlich schon.
Du legst dich da rein.
Ich dachte, man schaukelt mehr
bei ’ner Liebesschaukel.
Dann kannst du noch die Füße
auf die Seite…. – Ja.
Stell‘ dir eine Frau vor,
dann sind da noch fünf, sechs Männer,
die sie befriedigen eigentlich,
also von vorne,
von der Seite, Berührungen. – Ja.
Du kannst dann auch fixieren.
Das hat auch immer
mit Vertrauen zu tun.
Das heißt, selbst
wenn ich eine Frau dominiere,
heißt das,
dass ich dazwischen sie immer nehme:
Geht’s dir gut?
Ist alles in Ordnung?
Das hat viel zu tun mit Vertrauen,
nicht einfach:
Ich mach‘ dich jetzt fertig,
ich tu‘ dir weh.
Sondern dazwischen
immer wieder abchecken:
Ist mit dir auch alles okay?
Ich stehe zum Beispiel
nicht auf Schmerzen.
Es geht auch viel
auch um Dominanz zeigen.
Du gibst deine Kontrolle komplett ab
und musst dich
auch um nichts mehr kümmern.
Was würdest du eigentlich sagen,
ich hab‘ irgendwie meinen
Latex-Anzug zu Hause vergessen.
Hast du ein Latex-Outfit?
- Ne, war nur ein Witz.
Aber das ist sozusagen
mein Party-Outfit für heute.
Meinst du, das passt, oder?
Also, bei meiner Party würde
ich dich jetzt nicht reinlassen,
weil es meistens je nach
Party-Bezogenheit hedonistisch,
das heißt freizügig ist,
oder Latex, oder Leder.
Für den normalen Club-Besuch
in Berlin würde das funktionieren,
aber hier…
Hast du nichts anderes mit?
- Nee, halt nich‘.
Grundsätzlich brauchst du was Freizügiges.
Es geht auch nicht darum, Titten
zu zeigen oder Pussy oder so,
aber es sollte halt schon, ja…
So, die Party geht gleich los.
Oben sind auch schon Leute.
Ich hab‘ jetzt auch mein passendes Outfit gefunden.
Die hatten oben nämlich
so ne Leihgabe für Leute wie mich,
die hier im
grauen Rollkragenkleid ankommen.
Damit fall‘ ich nicht so sehr auf.
Oben läuft schon Musik, New Order,
das fand‘ ich sehr cool.
Ich zieh‘ mich jetzt mal fix um,
damit ich auch mal reinschauen kann.
So, ich muss mich
jetzt von dir verabschieden.
Wir dürfen die Gäste nicht filmen.
Das würde deren Privatsphäre stören.
Ich geh‘ jetzt da rein
mit meinem neuen Outfit
und würde euch später erzählen, was
ich gesehen und erlebt hab. Bis dann.
Kannst mir ruhig noch Spaß wünschen.
- Viel Spaß! – Danke.
- Musik *
Ja, hi.
Ja, also, das war…
cool, also irgendwie war es cool.
Weil Leute hatten zwar
Lack, Leder und Latex an,
aber alle waren
irgendwie sehr ruhig.
Gerade war auch
noch so ’ne Bondage-Performance.
Das war einfach
sehr künstlerisch und ästhetisch.
Das hatte für mich eher was
von Kunsthochschule
als von Fetisch-Party.
Ja, es gab Pärchen, die irgendwie
an der Seite rumgemacht haben.
Und einer neben mir hatte
auch seinen Penis in der Hand.
Und der hat
auch seine Frau angetoucht.
Also, die waren als Pärchen da.
Und sie wollte das gar nicht,
hat gesagt: Lass das.
Und dann hat er es gelassen.
Irgendwie fand ich es
gar nicht so abgefahren.
Ich glaube, ich muss
jetzt erst mal schlafen gehen,
um die ganzen Eindrücke
zu verarbeiten.
Das mach‘ ich jetzt.
Ich geh‘ jetzt mal Richtung Hotel
und muss erst mal schlafen.
So, ich hab das Ganze
Revue passieren lassen.
Ich habe auf jeden Fall gemerkt,
dass, wenn man da drin ist,
da mitmacht, mit den Leuten spricht
und einfach mal für eine Zeit lang
Teil dieser Szene ist,
wirkt das alles
überhaupt nicht mehr seltsam.
Ich glaube, dass ich jetzt verstanden
habe, worum es beim Fetisch geht.
Also um Vertrauen,
um Nähe und Leidenschaft.
Das sind ja irgendwie drei Sachen,
die jeder so unterstreichen würde.
Ich glaube, dass in jedem schon
irgendwie die Veranlagung drin ist.
Die meisten,
mit denen ich gesprochen habe,
haben erzählt, dass sie
irgend eine Erfahrung hatten,
ein Schlüsselerlebnis.
Und ich glaube, dass es prinzipiell
bei jedem so sein könnte.
Und ich persönlich hab‘
mit diesem Film und der Recherche
und dass ich auf der Party war und
mit den Menschen gesprochen habe,
hab‘ ich irgendwie das Gefühl,
dass ich ein Stück weit meine
eigene Verklemmtheit abgelegt hab.
Und das finde ich eigentlich ganz
cool. Das nehm‘ ich daraus mit.
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Ansonsten ist hier noch eine
Reportage zu einem sensibleren Thema.
Wir sehen uns das nächste Mal, ciao.